Die Universität St. Gallen zertifiziert ihre Diplome mit SWITCHverify. Ein Gespräch über den Schritt in die Blockchain mit Dr. Marc Meyer, Direktor Studium & Lehre, Hary Rotter, Leiter Ressort Informatik und Andreas Mayer, Leiter Software Entwicklung, Universität St. Gallen sowie Tania Stephan, SWITCH.
Marc Meyer: Unsere Diplome mit Blockchain zu zertifizieren, ist für uns ein weiterer Schritt die Hochschule auch im operativen Betrieb auf die Digitalisierung umzustellen. Mit SWITCHverify geben wir unseren Studierenden ein Werkzeug, mit dem sie jederzeit nachweisen können, was sie bei uns geleistet und absolviert haben. Indem wir uns vor Diplomfälschungen schützen, investieren wir langfristig in die Glaubwürdigkeit unserer Abschlüsse. Ausserdem senden wir ein starkes Signal nach aussen, dass wir in der Anwendung einfache, zeitgemässe Technologien nutzen für mehr Sicherheit.
Andreas Mayer: Blockchain ist aus technologischer Sicht sehr spannend. Mit der Implementierung befähigen wir einerseits unsere Mitarbeitenden neue Dinge zu lernen, andererseits erneuern wir unser bestehendes System. Auf unserer Webseite kann man seit vielen Jahren Diplome der letzten 20 Jahre überprüfen, ob sie von uns ausgestellt wurde. Dieser Service heisst auch verify, prüft aber nur, ob die Person zu diesem Zeitpunkt unter der Matrikelnummer ein Diplom abgelegt hat.
Hary Rotter: Im Prozess, bis alle internen Stakeholder vom grossen Mehrwert überzeugt waren. Zu Beginn war es schwierig, weil wir sozusagen als Vorreiter das Thema mit Prof. Dr. Fabian Schär als ursprünglichem Mastermind von der Universität Basel, aufgegriffen haben. Intern weiter vorantreiben konnten wir das Projekt in Zusammenarbeit mit einzelnen Programmen sowie unserem Businesspartner. Mit der Serviceübernahme von SWITCH kommen wir nun zur Produktreife und hoffentlich auch zur grossflächigen Nutzung in der Schweizer Hochschullandschaft.
Andreas Mayer: Technische Hürden gab es praktisch keine. Der Mehraufwand für AnwenderInnen hält sich auch sehr in Grenzen. Wir haben SWITCHverify so in unsere Applikationen integriert, dass der normale Diplomerstellungsprozess im Hintergrund erweitert wurde und die Zertifizierung der Dokumente und der Transfer in die Blockchain automatisch passiert. Auch das Verifizieren, ob ein Diplom in seiner Gesamtheit echt ist, wird ja sehr einfach mit SWITCHverify.
Andreas Mayer: Wie gesagt, der Aufwand ist schlicht: Wir haben einen Software-Entwickler, der sich um die technische Anbindung kümmert plus Stellvertreter, jemanden im Service-Management und dann Hary und mich auf der Managementebene.
Hary Rotter: SWITCHverify ist eine innovative Lösung, mit der wir unseren Studierenden auch in Zukunft den Wert ihres Diploms garantieren können, indem wir uns vor Diplomfälschungen schützen. Der Initialaufwand ist gering, der Mehrwert für alle Stakeholder gross, und mit SWITCH als Anbieterin haben wir eine Plattform bei der alle Hochschulen partizipieren und damit ihre Kräfte bündeln können.
Hary Rotter: Bis Ende Jahr wollen wir sämtliche von der Universität St. Gallen ausgestellten digitalen Diplome/Zertifikate/Bestätigungen via SWITCHverify verifizierbar ablegen. Im nächsten Schritt werden wir evaluieren, ob es noch weitere Anwendungsfälle für Smart Contracts geben könnte wie z.B. das Ablegen von Dissertationen, usw.
Andreas Mayer: Ja, aber momentan ist der Aufwand und der Prozess für die Verifikation viel zu gross. Vor allem die rechtliche Prüfung ist nicht zu unterschätzen.
Hary Rotter: Neben den erwähnten Aufwänden ist es an der HSG auch so, dass der Alumni-Verein privatrechtlich aufgestellt und organisiert ist. Sämtliche für die Universität getätigten Abklärungen sowie technische Kernsystemmodifikationen im Bereich Datenschutz und Compliance wären hier zu prüfen und ggf. dann auch umzusetzen. Das ist in dieser Konstellation zumindest kurz und mittelfristig nicht so einfach zu bewerkstelligen.
Marc Meyer: Ausserdem gilt es zu beachten, dass die Diplome bisher ja auch nicht digital ausgestellt wurden. Dort sehen wir die natürliche Grenze: Jetzt, wo die Diplome digital vergeben werden, ist der Aufwand die Blockchain nachträglich einzubauen relativ gering. Aber für die älteren Dokumente ist das nicht so einfach möglich.
Marc Meyer: Für uns ist es grundlegend, dass unsere internationalen Studierenden mit der Verifikationslösung auf Akzeptanz stossen. SWITCHverify soll an internationale Standards, wie beispielsweise den Europass, angebunden sein und wir sind froh, wenn sich SWITCH darum kümmert.
Hary Rotter: Für mich ist es immer wichtig, dass die Lösung Teil des bestehenden Ökosystems wird: die SWITCH edu-ID, mit dem Portfolio, mit der Blockchain. Ausserdem würde ich mir wünschen, dass SWITCH in den nächsten Jahren auf die Privatwirtschaft zugeht, um die Anbindung von SWITCHverify an die verschiedenen HR-Suiten anzugehen. Meine Hoffnung ist, dass mittelfristig Unternehmen im Rekrutierungsprozess Validitätsprüfungen fordern und entsprechende Schnittstellen gebaut werden. Für das HR hiesse es bei Diplomen dann nur noch: Liegt auf der Blockchain, ist valide.
Marc Meyer: Abschliessend möchte ich noch sagen: Ich bin dankbar, dass SWITCH die Digitalisierungsanliegen der Schweizer Hochschullandschaft bündelt. Aber ich wünsche mir, dass wir Hochschulen die Synergien in der Digitalisierung viel mehr nutzen. Ich denke, es ist im Interesse aller, wenn wir so unseren Wissens-, Forschungs- und Innovationsplatz Schweiz weiterbringen können.