Brücken bauen in der EOSC Federation

Mit dem EU-Projekt «EOSC Gravity» wirkt Switch an der langfristigen Koordination und strategischen Entwicklung von EOSC mit. Als Stiftung der Schweizer Hochschulen übernimmt Switch dabei eine Rolle, die über technische Lösungen hinausgeht – und die europäische Forschungsgemeinschaft enger zusammenbringt.

Text: Dr. Andrea Bertino, publiziert am 17. Juli 2025

Was ist EOSC Gravity? 

Das Horizon-Europe-Projekt EOSC Gravity konzentriert sich auf die nachhaltige Weiterentwicklung von EOSC über das Jahr 2027 hinaus. Im Kern geht es darum, dass europäische Forschungsinstitutionen Daten und Ressourcen einfacher austauschen, zusammenarbeiten und voneinander profitieren können. Um dies zu ermöglichen, entsteht die EOSC-Föderation. Sie setzt sich aus mehreren EOSC-Nodes zusammen, die miteinander verbunden sind. An einem EOSC-Node erhalten Forschende Zugang zu Ressourcen, beispielsweise zu Diensten, wissenschaftlichen Daten, digitalen Werkzeugen oder Rechenleistung. 

Am EU-Projekt EOSC Gravity sind zehn Projektpartner beteiligt: Belgien (EOSC-A), Österreich (TU GRAZ), Frankreich (ESF), Griechenland (ATHENA), Ungarn (Pro-M), Italien (TRUST-IT und COMMpla), die Niederlanden (EGI), Polen (NCN) und die Schweiz (Switch). Grafik: EOSC
Am EU-Projekt EOSC Gravity sind zehn Projektpartner beteiligt: Belgien (EOSC-A), Österreich (TU GRAZ), Frankreich (ESF), Griechenland (ATHENA), Ungarn (Pro-M), Italien (TRUST-IT und COMMpla), die Niederlanden (EGI), Polen (NCN) und die Schweiz (Switch). Grafik: EOSC

EOSC Gravity Ansatz: The Power of E4 - Evolve, Enable, Enhance and Empower

Das Projekt verfolgt vier zentrale Ansätze zur langfristigen Stärkung der EOSC-Föderation und damit der europäischen Forschungszusammenarbeit: 

  1. Empower: Erhöhung der Sichtbarkeit und aktiven Beteiligung der Stakeholder.

    Die nachhaltige Stärkung der EOSC erfordert breite Einbindung aller relevanten Akteure aus der Forschungslandschaft. Durch gezielte Kommunikations- und Informationsformate werden wichtige Stakeholder-Gruppen systematisch informiert und zur aktiven Teilnahme motiviert. Die strategische Ausrichtung auf die konkreten Bedürfnisse der Forschenden sowie die Verbreitung von Erfolgs- und Impact-Stories schaffen Vertrauen und demonstrieren den praktischen Nutzen der EOSC für die wissenschaftliche Gemeinschaft.
     

  2. Enhance: Harmonisierung und Nachhaltigkeit bestehender EOSC Initiativen.

    Die Vielzahl bereits existierender EOSC-naher Projekte erfordert strategische Koordination, um Synergien zu schaffen und Doppelarbeit zu vermeiden. INFRAEOSC-Projekte werden dabei unterstützt, ihre spezifischen Rollen zu übernehmen und eng mit den EOSC-A Task Forces zusammenzuarbeiten. Durch den Beitrag zur EOSC Macro-Roadmap wird gewährleistet, dass alle Initiativen auf gemeinsame Ziele ausgerichtet sind und ihre Ergebnisse langfristig nutzbar bleiben.
     

  3. Enable: Überwindung von Entwicklungsunterschieden. 

    Ein zentrales Anliegen ist die Unterstützung von Ländern, die bei der Implementierung von Open-Science-Strukturen weniger weit fortgeschritten sind. Durch neue EOSC-Koordinationsmechanismen und gezielten Wissensaustausch sollen alle europäischen Partner aktiv in den Aufbauprozess eingebunden werden. Diese Koordination wird durch kontinuierliches Monitoring und systematische Bewertung der Auswirkungen begleitet, um sicherzustellen, dass keine Region zurückbleibt.
     

  4. Evolve: Entwicklung einer funktionsfähigen EOSC-Föderation. 

    Die Grundlage für eine erfolgreiche EOSC bildet der systematische Aufbau eines stabilen Netzwerks aus nationalen und thematischen Nodes. Dabei geht es darum, ein Governance-Framework zu etablieren, das mindestens zehn Länder mit eigenen EOSC-Nodes sowie fünf thematische Nodes von Forschungsinfrastrukturen umfassen soll. Gleichzeitig müssen Finanzierungsmodelle entwickelt werden, die Forschenden europaweit reibungslosen Zugang zu wissenschaftlichen Daten und Diensten ermöglichen.

Das «Power of E4» Modell veranschaulicht, wie sich die EOSC-Föderation in vier Phasen weiterentwickelt: Empower, Enhance, Enable, and Evolve. Grafik: EOSC
Das «Power of E4» Modell veranschaulicht, wie sich die EOSC-Föderation in vier Phasen weiterentwickelt: Empower, Enhance, Enable, and Evolve. Grafik: EOSC

Die Rolle von Switch

Mit EOSC Gravity wirkt Switch an der langfristigen Koordination und strategischen Entwicklung von EOSC mit. Als Stiftung der Schweizer Hochschulen übernimmt Switch dabei eine Rolle, die über technische Lösungen hinausgeht – und die europäische Forschungsgemeinschaft enger zusammenbringt.

Switch übernimmt die Leitung von Arbeitspaket 8, das sich der strategischen Steuerung und Begleitung der Task Forces widmet. Diese Task Forces bringen Fachwissen aus ganz Europa zusammen und tragen zur strategischen Weiterentwicklung von EOSC bei. Switch unterstützt hier unter anderem in folgenden Bereichen: 

  • Auswertung früherer Task Forces
  • Unterstützung des EOSC-Association-Boards bei der Koordination
  • Entwicklung neuer strategischer Rahmenbedingungen
  • Sicherstellung, dass die Ergebnisse in zentrale Dokumente wie die «Strategic Research and Innovation Agenda» und die «Multiannual Roadmap» einfliessen 

Relevanz für die Schweiz 

Durch die Mitarbeit an EOSC Gravity stärkt Switch die Position der Schweiz im europäischen Forschungsraum. Dank ihrer neutralen Rolle als Stiftung der Schweizer Hochschulen kann Switch wichtige Brücken zwischen Institutionen bauen – innerhalb der Schweiz und über die Grenzen hinaus.

Davon profitieren insbesondere die Hochschulen. Sie erhalten: 

  • direkten Einblick in die Aufbauphase der Node-Föderation und frühzeitige Information über neue Entwicklungen,
  • neue Kollaborationsmöglichkeiten und ein gestärktes Netzwerk im europäischen Wissenschaftssystem,
  • aktive Teilnahme an der Entwicklung strategischer Grundlagendokumente, die einen Einfluss auf die zukünftige Forschungslandschaft haben und
  • vereinfachten Zugang zu Forschungsdaten und -infrastrukturen durch den koordinierten Aufbau der Node-Föderation. . 

Strategische Bedeutung und Zukunftsperspektiven

EOSC Gravity ist ein koordinatives und gemeinschaftsorientiertes Vorhaben von strategischer Bedeutung. Es konsolidiert die Governance-Mechanismen und organisatorischen Rahmenbedingungen der EOSC-Association und stärkt somit die gesamte Föderation der EOSC-Nodes und -Partner. Es bündelt Expertise, schafft Synergien und etabliert nachhaltige Kooperationsräume. Mit ihrer institutionellen Verankerung im Schweizer Hochschulwesen und ihrer Funktion als unparteiische Akteurin trägt Switch dazu bei, dass die Schweiz ihre gestaltende Position im europäischen Forschungsraum nachhaltig festigen kann. Dies schafft mittelfristig die nötigen Informationsgrundlagen, Netzwerke und Handlungsspielräume, um die Schweizer Hochschulen bei Ihrer Anbindung an die entstehende EOSC-Föderation zu unterstützen. Dazu gehört, eigene Ressourcen zur Verfügung zu stellen, Ressourcen anderer Institutionen zu nutzen und EOSC Nodes aufzubauen. 

Innovation
Dr. Andrea Bertino

Dr. Andrea Bertino

Project Lead Open Science

Switch

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