Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte
Anfang Jahr hat Tom Kleiber sein Amt als neuer Geschäftsführer von SWITCH angetreten. Wer ist Tom Kleiber, wie sieht er seine neue Rolle bei SWITCH und welche Ziele verfolgt er?

SWITCH: Tom, du engagierst dich erfolgreich als Unternehmer für die ICT-Branche und die Bildungslandschaft Schweiz. Was reizt dich an SWITCH?
Tom Kleiber: SWITCH hat dank der jahrzehntelangen Erfahrung mit Internettechnologien, der nationalen und internationalen Vernetzung und dank der Konstitution als Stiftung eine einzigartige Ausgangslage. Vor diesem Hintergrund ist SWITCH eine vertrauenswürdige Partnerin bei der Gestaltung der digitalen Transformation und beim Betrieb kritischer Infrastrukturen. Sie kann als kompetente Partnerin für Hochschulen, Unternehmen und die (Bildungs-)Politik einen wichtigen Beitrag leisten.
Ich sehe SWITCH einerseits als Team von hochqualifizierten und spannenden Menschen und andererseits als ein wichtiges Asset der Schweiz.
Welche Erfahrungen aus deiner beruflichen Vergangenheit helfen dir bei SWITCH besonders?
Bedingt durch bald dreissig Jahre Engagement in der ICT-Branche, kann ich auf viel Know-how, Erfahrung und ein breites Netzwerk zurückgreifen. Doch das Wichtigste scheint mir etwas anderes zu sein: Ich bin in einer Zeit in Management- und Betriebswirtschaft ausgebildet worden, als man noch glaubte, dass man nur genug messen müsse, um alles zu kontrollieren und zu führen. Die letzten zehn Jahre haben uns gelehrt, dass dem Grenzen gesetzt sind. Ich habe immer wieder erlebt, dass grosse Erfolge auf inspirierte und motivierte Menschen zurückzuführen sind. Deshalb ist die Kultur eines Unternehmens entscheidend. Ein Umfeld, in dem sich Menschen mit all ihren Talenten und Kompetenzen, mit Freude und Engagement für eine grössere Sache einsetzen, unterscheidet erfolgreiche Unternehmen vom Mittelmass.
Wie hast du SWITCH in diesen ersten Monaten erlebt?
Ich habe mich sehr empfangen gefühlt und erlebe eine grosse Bereitschaft für Gespräche, für Offenheit. SWITCH ist eine Organisation mit einer starken Identifikation für das, was man ist und macht. Besonders ist auch, dass wir nicht einfach Kund:innen haben, sondern zugleich Teil der Community sind, der wir täglich dienen. Ich habe bereits viele Gespräche quer durch die Schweiz geführt und diese Zugehörigkeit immer wieder zu spüren bekommen.
Welche Wünsche wurden da an dich herangetragen?
Immer wieder habe ich gehört: SWITCH macht einen Superjob beim Betreiben von kritischen Infrastrukturen und dass man sich auf uns verlassen kann, dass wir ein grosses Vertrauen geniessen. Auf der anderen Seite wünscht man sich eine noch aktivere Rolle von uns. In der sich immer weiter digitalisierenden Welt, die geprägt ist von Dynamik, Komplexität und Volatilität erwartet unsere Community neben Stabilität und Sicherheit auch Innovation, Flexibilität und Schnelligkeit. Das tönt nach einem herausfordernden Spagat, ist aber ein berechtigtes und realistisches Anliegen.
Wie gehst du das an?
Wer einen Spagat machen will, muss dehnbar sein. Starre Strukturen lassen sich nicht bewegen, sonst brechen sie. Zusammen mit allen SWITCHies haben wir im Januar ein neues Kapitel eröffnet. Das Kapitel handelt von einer Transformation die unser Verständnis der Zusammenarbeit, der Führung und der Organisation grundlegend und von innen weiterentwickelt. Wir wollen ein Mindset der verteilten Verantwortung mit dehnbaren Grenzen zwischen sich ergänzenden Teams und einer starken, gemeinsamen Orientierung an den Anliegen und Herausforderungen der Communitys. In kleinen Schritten, aber konsequent gehen wir seither vorwärts.
Und wie machst du das konkret?
Sich von innen heraus zu entwickeln braucht Zeit, Gespräche und den Einbezug aller. Dazu treffen wir uns beispielsweise monatlich mit dem ganzen Kader. Dabei schärfen wir unser gemeinsames Verständnis, sprechen über nächste Schritte oder teilen Erfahrungen. Gleichzeitig entwickelt sich dabei eine offene Gesprächskultur: Unabhängig von Rolle und Hierarchie kann jede mit jedem über alles sprechen. Wissen, Ideen aber auch kritische Überlegungen werden schnell und unkompliziert geteilt.
Weil in unserer Welt die zukünftige Entwicklung schwer abzuschätzen ist, ist es auch wichtig, das bisher Erreichte stets wertzuschätzen. Daraus schöpfen wir die Sicherheit und das Vertrauen für den nächsten Schritt.
Bevor du gekommen bist, hat SWITCH eine neue Strategie entwickelt. Wie wirst du sie umsetzen?
Die neue Strategie ist sehr anspruchsvoll. Sie enthält neben thematischen Schwerpunkten und neuen Leistungen auch eine Weiterentwicklung unserer Rolle und wie wir diese wahrnehmen. Um dies nachhaltig umzusetzen, bildet der bereits angesprochene Transformationsprozess eine wesentliche Rolle. Diese Transformation ist die Grundlage für alle weiteren strategischen Entwicklungen. Deshalb fokussiere ich meine Tätigkeit im Moment sehr stark auf diesen Prozess.
Gleichzeitig wollen wir natürlich auch inhaltlich weiterkommen. Da ist es mir sehr wichtig, dass wir das im ständigen Dialog mit unseren Anspruchsgruppen machen. Dies ist beispielsweise bei der Gestaltung von Datenräumen zur besseren Nutzung und Wiederverwendung von Forschungsdaten essenziell, aber auch bei der Weiterentwicklung unserer digitalen Identität.
Schliesslich dürfen wir bei aller Innovation nicht vergessen, dass es zu unserer Kernaufgabe gehört, digitale Infrastrukturen sicher und stabil zu betreiben. Über viele Jahre haben wir bewiesen, dass wir das können und uns ein grosses Vertrauen erarbeitet. Dies ist nicht nur eine Kompetenz, sondern ein Teil unserer Kultur. Bei der strategischen Entwicklung neuer Themen fliesst dieses Element stets mit ein.
Wie siehst du deine Rolle als Geschäftsführer von SWITCH?
Ich sehe mich als Fahnenträger, Gesprächspartner und Gestalter. Als jemanden, der Orientierung schafft, Brücken baut und aktiv mithilft, unsere Organisation weiterzuentwickeln und zu transformieren. Ich will dazu beitragen, dass SWITCH ein Ort für unterschiedlichste Talente ist, die überzeugt davon sind, dass wir einen relevanten Beitrag leisten für die vertrauensvolle und sichere Nutzung digitaler Technologien zugunsten unserer Gesellschaft.
Ein wichtiger Teil meiner Rolle ist zudem, Gesprächspartner für unsere Community, die Kunden und die Hochschulpolitik zu sein. Die Herausforderungen der Digitalisierung können nur vernetzt und interdisziplinär angegangen werden. Ich erachte es als zwingend notwendig, dass sich auch auf strategischer Ebene die verschiedenen Player an einen Tisch setzen. Denn der durch Technologie getriebene Wandel muss zusammen mit Anwendern und im Sinne der Gesellschaft aktiv gestaltet werden.
Sprechen wir zum Schluss noch über dich selber. Wer ist Tom Kleiber als Person?
Ich denke, dass ich ein sehr starkes Pflichtgefühl habe und gelte als sehr verlässlicher und authentischer Mensch. Auch nehme ich mich selbst nicht so ernst und kann dazu stehen, wenn mir mal etwas nicht gelungen ist. Ich kann aber auch ruppig sein und andere manchmal überfahren. Das merke ich dann leider immer erst im Nachhinein.
Ich glaube auch, dass ich jemand bin, der Mut hat, die eigene Komfortzone zu verlassen. Ich empfinde es als sehr inspirierend, an etwas heranzugehen, das man nicht kennt und von dem man erst einmal nicht weiss, wie es sich verhält. Ich habe einmal als KFOR-Offizier im Kosovo ein nationales Bildungsprojekt initiiert. Ich hatte wenig Ahnung von Pädagogik und Primarschulen, aber ich sah, dass etwas getan werden musste. Das brauchte anfangs viel Mut und Zuversicht. Daraus wurde dann eine zehnjährige Initiative, die von der Pädagogischen Hochschule Zürich betreut und von der DEZA finanziert wurde.
Was hast du in deinem Arbeitsleben über andere Menschen gelernt?
Ein Sprichwort fasst es schön zusammen: «Aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden.» Wir Menschen haben alle unsere Ecken, Kanten und Angewohnheiten. Wer mit Menschen zusammenarbeiten will, muss sich auf die krummen Hölzer einlassen. Hier liegt auch ein grosses Potenzial: in der Spannung, im Unterschiedlichen, im Unerwarteten, im Konflikt. Auch in einer Führungsrolle muss man sich bewusst sein, dass man selber auch aus krummem Holz gemacht ist. Darum beginnt Führung immer bei sich selbst. Wer glaubt, er sei selber nicht aus krummem Holz, der sollte sich das gut überlegen; denn krumme Bäume lässt man wachsen, aus geraden macht man Bretter.